Die Natur des Geistes

Sihing Marco stellte auf Facebook die entscheidende Frage:

Was denkst du über das, was du denkst?

Diese Frage fordert uns auf, eine Metaebene des Denkens zu betreten, uns selbst zu hinterfragen und die Grundlagen unserer Überzeugungen und Gedanken zu analysieren. Nur durch solche tiefe Reflexion können wir beginnen, uns selbst und die Welt um uns herum wahrhaft zu verstehen und zu verändern.

Was denke ich also über das was ich denke?

Was denke ich über das was ich denke? Ein Grundgedanke über das was ich denke ist immer der, dass die Gedanken erst Realität werden wenn sie im Beobachtungsraum, also im Austausch mit anderen, reflektiert wurden und dieser kritische Austausch dafür sorgt, dass sich die Wahrheit herauskristallisiert. Das extreme Gegenteil einer solchen gemeinsamen, heilsamen Wahrheit ist der Wahn den manche Menschen in ihrem eigenen Geist entwickeln. Ergibt ihr Wahn für sie selbst Sinn während andere diesem Geist überhaupt nicht mehr folgen können so stellt man dann den Wahn-Sinn, also den Wahnsinn fest.

Deshalb arbeite ich immer gerne mit dem was verschiedene Menschen heilsam in den Beobachtungsraum geben indem sie etwas schreiben oder sagen. Das Beobachtbare entspricht den Fakten, der Geist jedoch unterhält sich oft gelangweilt selbst indem er irgendwelche Gedanken erzeugt, jenseits der Realität. Mit Meditation bringen wir diese Gedanken zur Ruhe, demontieren unnötige Gedankenkonstrukte und erkennen das wahre Sein. Doch auch in der Gruppe besteht immer wieder die Gefahr, dass in einer Blase die wahre Natur des Geistes verfehlt wird, dass man sich auch gemeinsam nicht der Wahrheit nähert. Es gibt genügend Beispiele in denen mit Verschwörungstheorien sich auch größere Gruppen gegenseitig bestärken in ihrem Wahn der auch als Wahnsinn Sinn machen kann. Ein wirksames Mittel dagegen ist es aus der Gruppe herauszutreten, sich gezielt mit dem Gegenteil, also andersgläubigen Menschen, zu beschäftigen und mit derartigen Menschen in friedlichen Austausch zu gehen. Dann nähert man sich wieder der Mitte der gesunden, heilsamen Wahrheit. Das ist die Natur des Geistes. Die Natur des Geistes ist in Gleichmut in der Mitte.

Dass die Wahrheit auch unangenehm sein kann und deshalb viele sie vermeiden und sich auf einem Weg der Lüge befinden stimmt absolut. Viele Menschen sind an der Vorderseite edel bekleidet doch betrachtet man sie von hinten so sind sie völlig nackt. Erst mit der Betrachtung unserer Schattenseite sehen wir den Geist wie er ist. Wir erkennen die wahre Natur unseres Geistes, ein Geschenk – ich wünsche es jedem. Möge jeder in die Lage kommen die wahre Natur des Geistes zu erkennen.

Dieses Licht unterstreicht den Wert der Gemeinschaft, der Sangha, als ein Ort des Austausches um gemeinsam die Wahrheit herauszukristallisieren. Wir nehmen Zuflucht zu dieser Sangha. Ab und zu ist es auch Zeit aus der Sangha heraus zu treten und der Blasenbildung gezielt zu begegnen indem man in eine andere Gruppe tritt und den friedlichen Austausch fördert. Wir kommunizieren nicht nur in einer Blase und in eine Blase sondern grundsätzlich mit jedem Menschen.


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One response to “Die Natur des Geistes”

  1. Marco Aversente Avatar

    Bemerkenswert deine Art der Reflexion. Danke für die Inspiration Sihing Bernhard.

    Danke für dein Sein

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