禅 Die Tasse ist voll

Der folgende Text stammt aus dem Buch “Mit Buddha Tee trinken” aus dem Schirner Verlag auf den Seiten 26-27.

Ein westlicher Gelehrter der Philosophie begab sich auf eine Bildungsreise in den Osten. Er war davon überzeugt, in einem der abgelegenen Tempel in den Bergen bei einem großen Zen – Meister Antworten auf all seine Fragen zu erhalten. Voller Vorfreude und mit großen Erwartungen im Gepäck betrat der Gelehrte den Tempel. Der Zen-Meister begrüßte den Fremden höflich und bat ihn, an einem kleinen Tisch Platz zu nehmen. Mit unzähligen Fragen im Kopf über die Welt, den Sinn des Lebens und die Techniken zur Meditation und zur Entwicklung der eigenen Spiritualität wartete der Mann ganz ungeduldig auf den Meister. Der hatte sich entschuldigt und erklärt, dass er zuerst Tee kochen werde, bevor er dem Gast Rede und Antwort stehen werde. Der Fremde wurde immer ungeduldiger. “Ich habe doch nicht den weiten Weg auf mich genommen, um nun Tee zu trinken” dachte er leicht verärgert. “Wahrscheinlich ist das gar kein wahrer Meister” und er sah sich schon enttäuscht den Heimweg antreten, mit all seinen unbeantworteten Fragen. Er hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da stand der Zen-Meister vor ihm und goss den frisch aufgebrühten Tee in eine von Hand verzierte Tasse. Doch nicht wie üblich stoppte der Meister den Vorgang, sondern er goss den Tee immer weiter ein. Die Tasse lief über und der Tee tropfte auf den Boden. “Halt”, schrie der westliche Gast, “sehen Sie denn nicht, dass die Tasse schon übervoll ist?” “Richtig” erwiderte der Zen-Meister, “diese Tasse ist genauso voll wie dein Kopf mit Erwartungen, Vorstellungen und Meinungen! Wie soll ich dich etwas lehren? Geh, und komme erst wieder, wenn deine Tasse leer ist!”

Übung: Leeren Sie Ihre Schale

Nehmen Sie ein leeres Blatt Papier und einen Stift. Schließen Sie für einen Moment die Augen. Lassen Sie den folgenden Fragen etwas Raum und Zeit: Was denke ich über Tee? Wie schmeckt mir Tee? Wann trinke ich Tee? Welchen Tee mag ich? Welchen Tee mag ich nicht? Was erwarte ich von diesem Buch?

Im Buch geht es über Tee, deshalb steht dort auch was man von dem Buch erwarten soll. In unserem Fall geht es um Ihre eigenen Erwartungen. Schreiben Sie also ruhig Ihre Erwartungen auf ihr Blatt Papier! Was erwarten Sie?

Öffnen Sie Ihre Augen, und schreiben Sie Ihre Antworten, Ansichten und Meinungen in Stichwörtern auf. Schließen Sie die Augen erneut. Haben Sie alles notiert? Fällt Ihnen noch mehr dazu ein? Öffnen Sie erneut Ihre Augen, und bringen Sie Ergänzungen hinzu. Das, was Sie nun vor sich auf dem Blatt Papier stehen sehen, ist Ihre Schale zum Thema Tee. Wie voll ist sie? Gibt es noch Platz für neue Erkenntnisse, Wahrheiten und Ideen? Leeren Sie symbolisch Ihre Schale, indem Sie das Papier wegwerfen oder, noch besser, es verbrennen. Machen Sie sich leer. Schaffen Sie Platz für Neues, auch in Ihrem Alltag!

Ich persönlich habe als Blatt Papier ein altes Impfzertifikat verwendet und die Rückseite des für die Brieftasche ausgedruckten Zertifikats vollgeschrieben. Das Ergebnis sehen Sie hier. Vielleicht haben Sie das Impfzertifikat nicht mehr. Dann können Sie auch jedes beliebige andere Papier verwenden. Danach sind wir frei für Neues im Alltag, neue Erlebnisse der Freude. Das Alte lassen wir hinter uns.

Lassen Sie das Feuer auf sich wirken. Nehmen Sie das Feuer tief in Ihren Geist auf. Danach setzen Sie sich auf einen Orientierungssessel oder ein Meditationskissen und lassen die Eindrücke des Feuers in Ihrem Geist weiter arbeiten. Atmen Sie diese Eindrücke an den Körperstellen Ihrer Verspannungen ein und aus. Sie haben jetzt ein weiteres wirkungsvolles Erlebnis mit dem Sie sich verbinden können wenn Ihnen zu viel im Geist herumschwirrt. Stellen Sie sich das Feuer wie eine Grenze vor die Sie schützt und die alles störende verbrennt. Natürlich erzeugt diese Vorstellung des Feuers Energie. Diese sollten Sie zu den Fußsohlen ableiten.


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Comments

One response to “禅 Die Tasse ist voll”

  1. Marco Aversente Avatar

    Ganz Zentral auf die Erste Seite steht was über Bruce Lee zum Thema Leer werden.

    http://www.mindset-evolutions.de

    Danke für die Inspiration.

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