In der österreichischen Lehrlingsausbildung nehmen Ausbilder:innen (als Führungskräfte der Lehrlinge) zahlreiche pedagogische, organisatorische und soziale Rollen gleichzeitig wahr. Die Rolle einer Lehrlingsausbilder:in ist vielseitiger als nur Wissen zu vermitteln – Ausbilder:innen sind Fachkraft, Vorgesetzte, Wissensvermittler:in, aber auch Moderator:in, Coach, Mentor:in, Lernbegleiter:in, Organisator:in und Vertrauensperson für die Lehrlingewko.at. Eine Befragung unter über 1.000 Lehrlingsausbilder:innen in Österreich (ibw 2019) bestätigt diese Rollenvielfalt: 95 % der Ausbilder:innen sehen sich als Fachexpert:innen und Vorbilder, rund 88 % als Organisator:innen und Berater:innen, 87 % als Vorgesetzte, 82 % als Vertrauensperson, 78 % als Kolleg:in, sowie etwa 59 % auch als Lehrer und als Erzieher/Sozialbetreuerbmaw.gv.at. Im Folgenden werden die wichtigsten Rollen – unterteilt in pädagogische, organisatorische und soziale – beschrieben, voneinander abgegrenzt und mit den dafür nötigen Kompetenzen sowie Beispielen aus dem Ausbildungsalltag illustriert.
Pädagogische Rollen (Lehren, Begleiten, Feedback geben)
Wissensvermittler/in (Lehrer/in): Die grundlegendste Aufgabe des/der Ausbilder:in ist die eines Lehrenden. Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass Lehrlinge alle Fertigkeiten und Kenntnisse des Berufsbildes vermittelt bekommenattract.at. In dieser Rolle plant und gestaltet die Führungskraft Lernprozesse, erklärt Fachinhalte und zeigt praktische Fertigkeiten. Wichtig sind Fachkompetenz (Expertenwissen im Beruf) sowie pädagogisches Geschick – etwa die Fähigkeit, komplexe Inhalte verständlich zu erklären und geeignete Ausbildungsmethoden einzusetzen. Auch Geduld und Anpassungsfähigkeit an das Lerntempo des Lehrlings sind hier erforderlich. Beispiel: Ein/e Ausbilder:in zeigt dem Lehrling die Bedienung einer Maschine und erklärt dabei, warum Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein so wichtig sind. Der Lehrling lernt dadurch nicht nur die Technik, sondern versteht auch die Bedeutung von Genauigkeit und Qualität. Durch dieses erklärende Vormachen entwickelt der Lehrling fachliches Können und Verantwortungsbewusstseinattract.at.
Coach / Lernbegleiter/in: Moderne Ausbilder:innen verstehen sich oft als Coach oder Lernbegleiter statt als reine/r Anweiser: Sie unterstützen den Lehrling dabei, eigenständig Lösungen zu finden und seine persönlichen Stärken zu entfaltenattract.atattract.at. Im Unterschied zur Lehrer-Rolle steht hier weniger der Vortrag von Wissen im Vordergrund, sondern das Fördern von Selbstlernen. Wichtige Kompetenzen sind aktives Zuhören, Fragetechniken und die Fähigkeit, dem Lehrling Verantwortung zu überlassen, ohne die Unterstützung zu entziehen. Der Coach gibt Impulse, bietet Hilfestellung bei Problemen und fördert die Selbstständigkeit sowie Problemlösungskompetenz des Lehrlings. Beispiel: Anstatt stur auf einer einzigen Vorgehensweise zu beharren, lässt ein Ausbilder den Lehrling einen eigenen Lösungsweg für eine Arbeitsaufgabe entwickeln. Der/die Ausbilder:in agiert dabei als Moderator und Coach des Lernprozesses und greift nur minimal ein. Der Lehrling erarbeitet so eine Lösung, entwickelt fachliche Kompetenz und lernt selbständig Probleme zu lösenattract.at.
Feedbackgeber/in: Kontinuierliches Feedback ist ein zentrales pädagogisches Werkzeug in der Lehrlingsausbildung. Als Feedbackgeber beobachtet die Führungskraft die Leistungen und Fortschritte des Lehrlings und gibt konstruktive Rückmeldungen, um Lernen zu fördern. Hierfür benötigt der/die Ausbilder:in Beobachtungsgabe, Kommunikationsfähigkeit und Empathie, um Lob und Kritik angemessen zu vermitteln. Wichtig ist eine offene Fehlerkultur – der Lehrling soll aus Fehlern lernen dürfen. Regelmäßiges Feedback hilft dem Lehrling, seine Stärken zu erkennen, sich stetig zu verbessern und vereinbarte Lernziele zu erreichenwko.at. Dabei sollte sich Feedback nicht nur auf Fachliches beschränken, sondern auch soziales Verhalten, Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit ansprechenwko.at. Beispiel: Viele Betriebe führen wöchentliche Feedback-Gespräche (z. B. einen Jour fixe) oder tägliche kurze Reflexionen durch. Der/die Ausbilder:in bespricht z. B. am Ende des Tages mit dem Lehrling, was gut gelungen ist und wo es Schwierigkeiten gab. So kann frühzeitig gegengesteuert und Unterstützung angeboten werdenwko.at.
Organisatorische Rollen (Planen, Führen, Verwalten)
Organisator/in (Ausbildungsplaner/in): Eine Führungskraft in der Lehrlingsausbildung muss auch organisatorische Aufgaben bewältigen. Als Organisator/in plant sie die betrieblichen Lernphasen und sorgt für einen strukturierten Ablauf der Lehre. Dazu gehört etwa die Erstellung eines Ausbildungsplans, die Koordination von Praxisphasen mit der Berufsschule und ggf. das Rotieren des Lehrlings durch verschiedene Abteilungen. Administrativ stellt der/die Ausbilder:in sicher, dass Ausbildungsnachweise geführt werden und gesetzliche Vorgaben (z. B. Sicherheitsunterweisungen, Jugendschutz, Berichtsheft) erfüllt sind. Hier sind Planungs- und Organisationsfähigkeit, Zeitmanagement sowie Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen und des Lehrplans gefragt. Beispiel: Zu Beginn der Lehre organisiert der/die Ausbilder:in eine strukturierte Eingangsphase: Ein „Welcome Day“ zum Kennenlernen, Einführung in Betriebsabläufe und Sicherheitsregeln, und ein Plan, welche Fertigkeiten in den ersten Wochen vermittelt werdenwko.at. Auch später koordiniert er/sie Projekte oder Lehrlingswettbewerbe und plant die Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung.
Vorgesetzte/r (Führungskraft im engeren Sinn): Als direkte/r Vorgesetzte/r des Lehrlings nimmt der/die Ausbilder:in eine Weisungs- und Aufsichtsfunktion wahr. In dieser Rolle muss er/sie Arbeitsaufgaben zuteilen, Leistung einfordern und betriebliche Regeln durchsetzen. Wichtig sind Führungskompetenz, Entscheidungsfreude und Durchsetzungsvermögen, aber auch Fairness und Konfliktfähigkeit, um bei Regelverstößen oder Problemen angemessen zu reagieren. Diese Rolle erfordert ein gutes Gleichgewicht: klare Grenzen setzen (z. B. bei Sicherheitsthemen oder Disziplin) und zugleich den Draht zum Lehrling nicht verlieren. Beispiel: Wenn ein Lehrling wiederholt Schutzvorschriften missachtet, muss der/die Ausbilder:in entschieden eingreifen, die Regeln nochmals einschärfen und notfalls Konsequenzen aufzeigen – hier agiert er/sie in erster Linie als Vorgesetzte/r, der die Verantwortung für Sicherheit und Ordnung trägt. Gleichzeitig sollte er/sie das Gespräch suchen, um die Gründe für das Verhalten zu verstehen (Überschneidung mit der Berater-Rolle).
Hinweis: Oft ist der/die Lehrlingsausbilder:in die erste Führungskraft, die ein junger Mensch in seinem Berufsleben erlebt. Diese Erfahrung prägt die Einstellung des Lehrlings zur Arbeitswelt nachhaltigattract.at. Wird ein Lehrling von seinem/r Ausbilder:in fair behandelt, unterstützt und gefördert, entwickelt er eine positive Haltung zur Arbeit und Vertrauen in Vorgesetzte – was sich bis in seine weitere Karriere auswirktattract.at. Die Ausbilderrolle als erste/r Vorgesetzte/r ist daher von großer Verantwortung geprägt.
Soziale Rollen (Betreuen, Beraten, Vorbild sein)
Mentor/in und Berater/in: In der sozialen Dimension agiert der/die Ausbilder:in als Mentor/in – also als persönliche/r Entwicklungsbegleiter/in des Lehrlings. Diese Rolle geht über die fachliche Ausbildung hinaus: Der Mentor gibt Ratschläge, teilt eigene Erfahrungen und unterstützt den Lehrling in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung. Anders als ein Coach (der eher Fragen stellt, ohne direktive Ratschläge) darf ein Mentor durchaus Wegweiser sein und auch mal konkrete Empfehlungen geben, z. B. zur Karriereplanung oder bei schwierigen Entscheidungen. Essenziell sind Empathie, Erfahrung, die Fähigkeit aktiv zuzuhören und Vertrauen aufzubauen. Oft überschneidet sich die Mentorenrolle mit der eines Beraters oder Karrierecoachs – man hilft dem Lehrling, seine Stärken zu erkennen, Ziele zu definieren und auch persönliche Hürden zu überwinden. Beispiel: Ein/e Lehrlingsausbilder:in bemerkt, dass sein/ihr Schützling unsicher ist, wie es nach der Lehre weitergehen soll. In der Mentor-Rolle führt er/sie ein Gespräch über die Zukunftspläne des Lehrlings, ermutigt ihn vielleicht, die Matura berufsbegleitend nachzumachen oder gibt Tipps für Weiterbildungen. Der Lehrling profitiert von der Erfahrung des Mentors und fühlt sich langfristig begleitet.
Vertrauensperson (Ansprechperson & Kummerkasten): Jugendliche Lehrlinge stehen oft vor persönlichen Herausforderungen (Pubertät, erste Beziehungen, Konflikte im Elternhaus, schulische Probleme etc.), die ihr Arbeitsleben beeinflussen könnenattract.at. Eine Führungskraft in der Lehrlingsausbildung muss daher auch als Vertrauensperson zur Verfügung stehen – jemand, an den der Lehrling sich mit Sorgen und Fragen wenden kannwko.at. Hierfür braucht es Einfühlungsvermögen, Vertrauenswürdigkeit (der Lehrling muss sicher sein können, dass seine Anliegen ernst genommen und vertraulich behandelt werden) und Geduld. Oft reicht schon ein offenes Ohr oder ein Rat in Lebensfragen, um einem jungen Menschen durch eine schwierige Phase zu helfen. Beispiel: Wenn ein Lehrling plötzlich in der Berufsschule stark nachlässt und am Arbeitsplatz ungewöhnlich zurückgezogen wirkt, sollte der/die Ausbilder:in das Gespräch suchen. Vielleicht stellt sich heraus, dass der Lehrling gerade privaten Stress hat (etwa eine familiäre Krise)attract.at. Als Vertrauensperson kann der/die Ausbilder:in gemeinsam mit dem Lehrling Lösungen überlegen – z. B. Kontakt zu einer Beratungsstelle herstellen oder den Lehrling von manchen Aufgaben vorübergehend entlasten – damit dieser wieder Tritt fassen kann. Dank dieser Unterstützung fasst der Lehrling neues Selbstvertrauen und verbessert sich in Betrieb und Schuleattract.at.
Vorbild (Modell für Werte und Verhalten): Eine der wichtigsten sozialen Rollen ist die Vorbildfunktion. Lehrlinge orientieren sich stark am Verhalten ihrer Ausbilder:innen – Begeisterung und Haltung sind ansteckend. Die Führungskraft muss daher mit gutem Beispiel vorangehen in Arbeitseinstellung und Sozialverhaltenausbilderwelt.deattract.at. Das bedeutet: Professionalität, Engagement und positive Einstellung zur Arbeit zeigen sowie Werte wie Pünktlichkeit, Qualitätsbewusstsein, Teamarbeit und Respekt selbst vorlebenwko.at. Reflexionsfähigkeit ist hier wichtig, um das eigene Verhalten stets zu hinterfragen – man kann nur verlangen, was man selbst bereit ist vorzuleben. Beispiel: Hält sich ein Ausbilder selbst nicht an Pausenzeiten oder Sicherheitsregeln, werden die Lehrlinge dieses Fehlverhalten übernehmen und etwa ebenfalls zu lange Pausen machenausbilderwelt.de. Ein gutes Vorbild hingegen zeigt z. B. im täglichen Tun, dass es wichtig ist, Schutzausrüstung konsequent zu tragen, Kunden freundlich zu behandeln und bei Fehlern Verantwortung zu übernehmen. Dadurch setzt er/sie beim Lehrling Standards und motiviert ihn, es ihm gleichzutunwko.at. Die Motivationsfunktion hängt eng damit zusammen – ein begeisterter, engagierter Ausbilder steckt den Lehrling mit Enthusiasmus an und weckt dessen Ehrgeiz.
Erzieher/in (Sozialpädagogische Rolle): Obwohl die Primärerziehung Aufgabe der Eltern ist, übernehmen Ausbilder:innen zu einem gewissen Grad auch eine erzieherische Funktion im Betrieb. Sie unterstützen die Jugendlichen dabei, Arbeitstugenden und Sozialkompetenzen auszubilden – etwa Disziplin, Höflichkeit, Verantwortungsgefühl, Umgang mit Kolleg:innen und Kund:innen. Diese Rolle überschneidet sich mit der Vorbild- und Vorgesetztenfunktion: Der/die Ausbilder:in lobt gewünschtes Verhalten, spricht unerwünschtes Verhalten an und erklärt den Lehrlingen, warum bestimmte Umgangsformen und Regeln im Berufsleben wichtig sind. Hierfür braucht es Geduld, Konsequenz und manchmal pädagogische Grenzen setzen (ähnlich wie ein/e Lehrer:in oder Jugendbetreuer:in). Beispiel: Kommt ein Lehrling wiederholt unpünktlich oder geht respektlos mit Kunden um, sieht der/die Ausbilder:in es als erzieherische Aufgabe, dies klar anzusprechen. Er/Sie erklärt dem Lehrling die Folgen (etwa Vertrauensverlust bei Kollegen, Unzufriedenheit der Kunden) und hilft ihm, sein Verhalten zu ändern – z. B. durch gemeinsame Entwicklung von Strategien für bessere Zeiteinteilung oder Rollenspiele zum Kundenkontakt.
Übersicht: Rollen, Kompetenzen und Beispiele
Zur besseren Übersicht fasst die folgende Tabelle die genannten Rollen einer Lehrlingsausbilder-Führungskraft in Österreich zusammen, mit Beschreibung, erforderlichen Kompetenzen/Verhaltensweisen und Beispielsituationen aus dem Ausbildungsalltag:
Rolle | Beschreibung (Kernaufgabe) | Wichtige Kompetenzen/Verhaltensweisen | Beispielsituation |
---|---|---|---|
Wissensvermittler <br/>(Lehrer/in) | Fachlicher Ausbilderin: vermittelt alle beruflichen Fertigkeiten und Kenntnisse gemäß Ausbildungsordnung. Plant Unterweisungen und praxisnahe Lernaufgaben. | Fachkompetenz (Expertenwissen), Didaktik (Methodenwahl, Erklärungsfähigkeit), Geduld, Anpassungsfähigkeit an das Lerntempo. | Ausbilder zeigt die Bedienung einer Maschine und erklärt dabei die Bedeutung von Sorgfalt und Qualität. Der Lehrling lernt Technik und Arbeitsmoral gleichzeitigattract.at. |
Coach <br/>(Lernbegleiter/in) | Begleiter des Lernprozesses: fördert eigenständiges Lernen und Problemlösen statt alles vorzugeben. Unterstützt die persönliche Entwicklung des Lehrlings. | Aktives Zuhören, gezieltes Fragenstellen, Geduld, dem Lehrling Verantwortung übertragen können, Motivationsfähigkeit. | Ausbilder lässt den Lehrling eine Aufgabe auf eigene Weise lösen, greift nur moderierend ein. Der Lehrling entwickelt Selbstständigkeit und Problemlösungsfähigkeitattract.at. |
Feedbackgeber | Beurteilt Leistung und Verhalten des Lehrlings und gibt regelmäßig konstruktives Feedback zur Förderung der Weiterentwicklung. | Beobachtungs- und Analysefähigkeit, Kommunikations- und Gesprächskompetenz, Einfühlungsvermögen, konstruktive Kritikfähigkeit, Fairness. | Wöchentliches Feedbackgespräch: Ausbilder bespricht Fortschritte und Verbesserungsmöglichkeiten (fachlich und sozial) und vereinbart neue Lernzielewko.at. |
Organisator <br/>(Planer) | Planer und Koordinator der Ausbildung: erstellt Ausbildungsplan, organisiert die fachliche Unterweisung, Abstimmung mit Berufsschule, Verwaltung der Ausbildungsdokumente. | Organisations- und Planungsfähigkeit, Zeitmanagement, Kenntnis der Ausbildungsrichtlinien und des Berufsschulstoffs, Verlässlichkeit. | Ausbilder organisiert einen Welcome-Day und einen Ausbildungsplan für neue Lehrlinge, koordiniert Abteilungsdurchläufe und stellt sicher, dass alle vorgeschriebenen Inhalte vermittelt werdenwko.at. |
Vorgesetzte/r <br/>(Führungskraft) | Disziplinarische/r Vorgesetzte/r: weisungsbefugt, überwacht Arbeitsausführung, achtet auf Einhaltung von Regeln und Sicherheitsvorschriften, bewertet Leistung. | Führungsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Konfliktlösungskompetenz, Entscheidungsstärke, zugleich Fairness und Kommunikationsstärke, um Regeln klar zu machen und bei Bedarf zu erklären. | Ausbilder weist den Lehrling auf wiederholtes Zuspätkommen hin: Er/sie setzt freundlich aber bestimmt Grenzen, erläutert die Bedeutung von Pünktlichkeit und vereinbart Konsequenzen, falls keine Besserung erfolgt. |
Mentor/Berater | Erfahrener Ratgeberin: steht dem Lehrling für berufliche und persönliche Fragen zur Seite, gibt Ratschläge, fördert die Karriereentwicklung und persönliche Reifung. | Empathie, Erfahrung und Fachwissen, Beratungskompetenz, aktives Zuhören, Fähigkeit zum Beziehungsaufbau (Vertrauen). | Im Vier-Augen-Gespräch berät der Ausbilder den Lehrling bei der Berufswahl nach der Lehre (z. B. Meisterprüfung vs. weitere Schule) und gibt Tipps aus eigener Erfahrung. |
Vertrauensperson | “Kummerkasten” und erste Anlaufstelle: bietet bei persönlichen oder sozialen Problemen Unterstützung und vermittelt ggf. weiter (an Jugendcoaches, Sozialstellen etc.). Fördert ein Vertrauensverhältnis. | Einfühlungsvermögen, Vertrauenswürdigkeit (Verschwiegenheit, Zuverlässigkeit), Geduld, Hilfsbereitschaft. | Der Lehrling hat familiäre Probleme und wirkt im Betrieb niedergeschlagen. Die Ausbilderin erkennt das und bietet ein offenes Gespräch an. Gemeinsam finden sie Wege, wie der Lehrling trotz der Krise seine Ausbildung bewältigen kannattract.at. |
Vorbild | Modell für Werte und Verhalten: lebt den Lehrlingen die richtige Arbeitseinstellung und Umgangsformen vor. “Lernen durch Nachahmung” – Ausbilder als positives Beispiel im Arbeitsalltag. | Integrität und Selbstdisziplin (um Vorbild sein zu können), Reflexionsfähigkeit (eigenes Verhalten prüfen), Konsequenz im Einhalten der Regeln, Engagement und positive Haltung. | Der Ausbilder hält sich konsequent an alle Sicherheitsregeln und zeigt hohe Arbeitsmoral. Die Lehrlinge sehen das und übernehmen z.B. von selbst das Tragen der Schutzausrüstung und eine sorgfältige Arbeitsweisewko.at. |
Erzieher/in | “Sozialpädagogische” Rolle: fördert die Charakterbildung und Sozialkompetenzen der Lehrlinge im Betrieb. Greift lenkend in Verhaltensweisen ein, die am Arbeitsplatz wichtig sind (Disziplin, Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein). | Geduld und Konsequenz, Autorität gepaart mit Wertschätzung, Fähigkeit Grenzen zu setzen und Regeln zu vermitteln, Motivationsfähigkeit, Verständnis für die Entwicklungsphase Jugendlicher. | Der Ausbilder bemerkt unhöfliches Verhalten des Lehrlings gegenüber Kolleg:innen. In der Erzieherrolle spricht er das sofort an, erklärt, warum Respekt am Arbeitsplatz wichtig ist, und übt mit dem Lehrling in einem Rollenspiel einen höflicheren Umgangston ein. |
Fazit: Die Ausbildung von Lehrlingen erfordert von Führungskräften ein breites Rollenverständnis und eine Vielzahl an Kompetenzen. Ein/e gute/r Lehrlingsausbilder:in ist Fachkraft und Lehrende/r, aber genauso Coach und Feedbackgeber, Organisator und Aufsichtsperson sowie Mentor, Vertrauensperson und Vorbildwko.at. Diese Rollen gehen ineinander über und müssen je nach Situation flexibel eingenommen werden. Beispielsweise kann in einer einzelnen Alltagssituation – etwa einem schwierigen Kundenauftrag – der/die Ausbilder:in zugleich als Fachexpert:in (Erklären der Aufgabe), als Coach (den Lehrling eigene Lösungswege ausprobieren lassen), als Vorgesetzte/r (Qualitätskontrolle, Einhaltung von Regeln) und als Mentor (Ermutigen und Nachbesprechen der Erfahrungen) agieren. Die pädagogischen Rollen sorgen dafür, dass der Lehrling fachlich ausgebildet wird und methodisch angeleitet wird; die organisatorischen Rollen gewährleisten den Rahmen und die Disziplin; die sozial-kommunikativen Rollen kümmern sich um Motivation, Integration und Persönlichkeitsentwicklung des Lehrlings. Nur wenn alle diese Aspekte berücksichtigt werden, kann die Lehrlingsausbildung gelingen und der/die Ausbilder:in seiner/ihrer Schlüsselrolle gerecht werden – nämlich junge Menschen auf dem Weg ins Berufsleben zu begleiten und zu kompetenten, selbstbewussten Fachkräften von morgen zu machenattract.atattract.at.
Quellen: Offizielle Lehrlingsausbildungs-Stellen und -unterlagen (WKO, BMAW, ibw) sowie Fachartikel zum Rollenverständnis von Ausbilder:innen in Österreich. Beispielsweise beschreiben WKO und ibw die vielfältigen Rollen von Lehrlingsausbilder:innenwko.atbmaw.gv.at; der ibw-Forschungsbericht Nr. 196 (2019) liefert Daten zum Selbstverständnis der Ausbilderrollenbmaw.gv.atbmaw.gv.at. Die WKO hebt die Bedeutung von Empathie, Feedbackkultur und Vorbildwirkung hervorwko.atwko.at. Praktische Beispiele für Rollen wie Coach, Mentor oder Vertrauensperson finden sich in Ausbildungsleitfäden und einschlägigen Fachbeiträgenattract.atattract.at. Diese Grundlagen entsprechen den Inhalten der Ausbilderkurse gemäß § 29g BAG, in denen pädagogische, organisatorische und soziale Kompetenzen für Lehrlingsausbilder:innen vermittelt werden.